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Bürgerversammlung Bohnsdorfer Kreisel

Man muss einfach alles einmal mitgemacht haben. Auch eine Einwohnerversammlung in einem Einkaufszentrum. Da, wo tagtäglich die Leute von Geschäft zu Geschäft tingeln, standen nun Bierzeltgarnituren. Ein Podium. Lautsprecher. Planzeichnungen an den Wänden. Viele Menschen. Es ging um den Bohnsdorfer Kreisel. Ich berichtete schon einmal.

Zunächst zerpflückt ein Planer den aktuellen Plan – und ist nach meinem Dafürhalten leider unsachlich. Er gesteht zwar selbst, den Plan erst kürzlich zu Gesicht bekommen zu haben und daher nur begrenzt aussagefähig zu sein, aber dafür lehnt er sich zu weit heraus. Der nachfolgende Redner, Fritz Niedergesäß (CDU), rückte einige Sachen gerade – und fiel dafür zu Unrecht in Ungnade bei der Audienz.

Ob es nun so schlau war, dieses Statement noch mit einem Geschichtskurs zu verbinden, sei dahin gestellt. Er würdigte sein Engagement für die Erweiterung der Grünauer Schleife1 im Jahre 1993. Zwischenruf: „Wir haben 2015” – Gegenruf: „Nein, 2016”.

Es folgten viele Redebeitäge. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und korrekte Reihenfolge. Wem was fehlt, bitte als Kommentar ergänzen.

Die SPD verteidigt ihren BVV-Antrag für die Prüfung der zweiten Variante als Vorwegmaßnahme für den Einwohnerantrag und will sich hinter die Einwohner stellen. Aber sie bekommt den Bogen nicht hin zur Haltung von Stadtrat Hölmer, der den Zweirichtungsverkehr forciert. Eine schöne Flanke der Grünen an Schaddach (SPD), wo denn dessen Engagement auf Landesebene gegenüber der Verkehrslenkung Berlin bleibt.

Ernst Welters (Linke) brachte das Trauerspiel im Stadtentwicklungsausschuss gut zum Ausdruck – wenn auch sicher nicht so, wie er sich vorgestellt hat. Er gab die Haltung des Amtes wieder, dass man erst mal bauen will – und am Ende kann man immer noch über die Bepinselung der Fahrbahn reden kann. Diese Beruhigungspille glaube ich nicht. Die glaubte auch niemand im Podium. Der aktuelle Plan spricht schließlich eine klare Sprache. Kopfschütteln im ganzen Raum. Ich kann dann auch nur noch klarstellen, dass die Fahrbahnbreite bei verschiedenen Bedarfen variiert.

Ein bekennender Nichtwähler betont, dass er sich von den Politikern nicht vertreten fühlt.

Andere fordern klare Statements von den Politikern. Ja, wo sind den die Grünen? Die würden sich nicht interessieren, wenn es um Autos geht.

Mehrere Anwesende legten die Notwendigkeit des Umbaus an sich dar. Einmal ein ehemaliger Stadtrat, der aus seiner Amtszeit über provisorisches Drüberasphaltieren sprach, weil Geld für eine Grundinstandhaltung fehlte. Und ein anderer schildert über Risse an der Fassade von Neubauten an der Bruno-Taut-Straße. Dennoch behaupten mehrere Redner, es würde reichen, wenn lediglich Fahrbahnübergänge verbessert werden würden.

Ein Bürger äußert seine Angst, dass zwei Wochen nach Abschluss des Umbaus für die Verlegung eines Kabels erneut die Fahrbahn aufgerissen wird.

Dem alten Stadtrat wird vorgeworfen, damals schon von den Plänen gewusst zu haben – und auch gemeinsam mit dem ebenso anwesenden ehemaligen Tiefbauleiter (oder ähnlich) die Brut gelegt zu haben. Die beiden dementieren. Schuldzuweisungen hin und her. Das hilft nicht weiter.

Die Bushaltestellen wurden thematisiert. Verlegen oder nicht? Da gingen gefühlt die Meinungen auch auseinander. Hier überzeugt mich das Argument, dass ein Wechsel zwischen S-Bahn und Bus ohne Betreten einer Fahrbahn besser ist. Da gibt’s auch kein gefährliches Dem-Bus-Nachrennen, was ebenso Leute bemängelten.

Radwege. Der Planer monierte die Schutzstreifen. Ein anderer meint, die Radfahrer könnten auch ein Stück schieben.

Ich stimme der SPD zu, dass die Lösung eine politische ist – und schieße noch mal auf die Arroganz der Behörden.

Ein Anwohner erklärte, dass dem Planungsamt die künftige städtische Kindertagesstätte nicht bekannt war. In der Sache richtig, aber mit einem Selbstverständnis, als müssen alle Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Kita fahren.

Aus dem Getränkemarkt raus fahren und nach links abbiegen. Geht? Geht nicht? Soll nicht gehen. Ich steige aus.

Welters betont, dass zwischen dem Einwohnerantrag und dem künftigen Plan gar nicht so viele Differenzen bestehen – mit Ausnahme eben der Fahrbahnrichtungen. Da stimme ich ihm zu.

Mein Fazit: Auf Veranstaltungen wie diese treffen viele Menschen mit unterschiedlichem Kenntnisstand und unterschiedlichen Meinungen. Da kann es auch hitzig zugehen.

Nichts desto trotz: Die 3800 Unterschriften in einem Ortsteil mit 11.000 für ein Thema mit sehr örtlichen Bezug ist eine Hausnummer, die für sich steht. Da kann das Bezirksamt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

1 Für die Ortsunkundigen: Wer über die A117 nach Berlin reinfährt, wird an der Grüner Schleife zum Adlergestell stadteinwärts geführt. Es fehlt dort eine Option für das Adlergestell stadtauswärts)

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