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Rundgang durch Treptow-Köpenick

Von 2011 bis 2016 saß ich als gewähltes Mitglied in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin und durfte fünf Jahre lang aktiv an den politischen Entscheidungen mitwirken. Das ist nun auch schon wieder einige Jahre her. Und ich habe die Gelegenheit im Juli 2023 genutzt, nach all den Jahren mal wieder einen Besuch abgehalten – und habe die Orte der wesentlichen Debatten erneut aufgesucht.

Alt-Treptow

Hochhäuser am Spreeufer

Eine der größten und fragwürdigsten Debatten waren die geplanten Hochhäuser am Spreeufer, begrifflich auch eng verbunden mit dem Investor Agromex. Ich persönlich habe nichts gegen Hochhäuser im Gegenteil. Die Kuriositäten gab es rund um den Bau, allein die Sache mit der vorgezogenen Planreife, auf deren Grundlage die Treptowers entstanden sind. In der letzten Sitzung meiner Wahlperiode stand die Abwägung der Stellungnahmen auf der Tagesordnung.

Das größte Kuriosum war die Linke: die damalige Direktkandidatin wetterte gegen den Bau, während die Mandatsträger treu dem Vorhaben zustimmten. Sie lehnten sogar das Bestreben der Piraten nach mehr Transparenz ab und verteidigten die nicht öffentlichen städtebaulichen Verträge des Bezirksamtes. Als Piraten kämpften wir für einen Anteil sozialgebundener Wohnungen in dem Areal – leider ohne Mehrheit. Im Juni 2017 wurde der Plan dann endgültig beschlossen.

Nun stehe ich also vor einer großen Baugrube – und blicke einige Meter tief. Der Uferweg ist gesperrt – und es wächst bereits Gras.

An dem Tage sah ich keine Bauarbeiter. Auf mich wirkte die Baustelle nicht gerade aktiv bewirtschaftet. Die Webseite des Projektes zeigt den letzten Stand datiert von Mai. Keine Ahnung, was da noch so passiert. Die Sorge der Anwohner war damals die dichte und hohe Bebauung, stattdessen müssen sie nun mit einer Baugrube und gesperrtem Ufer lange Zeit leben.

Schmollerplatz

Im Bereich des Schmollerplatzes gab es zwei größere Bauvorhaben: zum einen wurde der Platz selbst durch zwei neue Gebäude gebaut. Da stand früher eine einstöckige Kaufhalle.

Und an der Ecke Harzer/Bouché gab es viele Jahre eine Brache direkt am Todesstreifen. Auch hier wurde die Fläche maximal bebaut:

A100 – 16. Bauabschnitt

Die Grünen im Abgeordnetenhaus haben die Zeit nach 2016 nicht nutzen können, diesen sinnlosen Stadtautobahnvortrieb zu stoppen.

Auf der Kiefholzstraße in Richtung Süd nimmt es bereits Gestalt an:

In Blickrichtung Nord sind noch einige Arbeiten zu tun:

Bemerkenswert der Spruch mit Highway To Hell (Ich hatte damals eine Graphik mit diesem Spruch mal erstellt)

Besonders traurig ist immer, wenn für Autobahnen Wohnungen enteignet werden und günstiger Wohnraum verschwindet – und bei allen anderen Bauvorhaben plötzlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Wie auch immer: die SPD hat ja in Berlin nun alle gelinkt und der CDU den Vortritt gelassen. Damit dürften hier keine Überraschungen in den nächsten Jahre zu erwarten sein. Schade.

Elsenbrücke

Die Elsenbrücke wurde von 2006 bis 2009 komplett saniert. Ich brachte damals die Debatte auf, auf der Elsenbrücke auch Busspuren einzurichten, bekam sogar eine Mehrheit mit 21:17 hin. Und nun ist die abgerissen. Eine Behelfsbrücke übernimmt den Verkehr.

Aber würde man die eine verbleibende Spur zur Busspur erklären, gäbe es da auch keinen Stau mehr.

Was ich übrigens auch schade finde: den Uferweg unter der Elsenbrücke hat man gleich mit gesperrt.

Treptower Park

Das Umbau des Treptower Parks war eine Herzensangelegenheit im Grünflächenamt und dort war man stets um Fördergelder bemüht. Ich kritisierte damals die Wegeführung (Der wahnwitzige Versuche, historische Wege wiederherzustellen, wohlwissend dass diese Führung nicht mehr geht – und die Verschiebung der Wege so, dass sie keinen Sinn ergeben). Es gab einen abgerissenen Weg, wo man damals bewusst sperriges Gehölz anpflanzte – das gab man auf: der Trampelpfad ist gesetzt.

Zum anderen wurden überwiegend nur Wege und Parkplätze saniert. Der gärtnerische Anteil fiel gering aus.

Zu den erfreulichen Dingen: der Rosengarten

Zu den weniger erfreulichen: die Plansche tut nicht im Sommer.

Für den Straßenbahntunnel gab es nun eine Gedenktafel (einer meiner Anträge), allerdings setzte man die Tafel nicht dahin, wo man es erwarten würde: am Rande der Spree, um auf das Unterqueren des Wassers hinzuweisen, sondern am Tunnelausgang, wo sich kaum jemand verirrt.

Der Weltspielplatz nahm inzwischen Form an:

Nach wie vor gilt da die Kritik, dass Wasser auch immer etwas schönes für Kinder ist – und das fehlt hier komplett.

Plänterwald

Spreepark

Der Spreepark, einst einziger Vergnügungspark in der DDR, war in Zeiten meines Mandats ein trauriger Fleck zwischen Verfall, einigen ambitionierten Ideen und hilflosen Versuchen von Bürgerbeteiligung. Und so treffe ich das Areal und sehe zunächst den Spruch: “Die Zukunft beginnt jetzt.” Wenn das Schild jemand vor 15 Jahren aufgestellt hätte, es würde wohl auch in 15 Jahren noch gelten.

Dazu gibt es auch schon Pläne:

Zwischen den Zaun kann man ja ein wenig durchblicken, um sich zu vergewissern: die Zukunft hat noch nicht begonnen.

und auch am alten Haupteingang blieb die Zeit stehen:

Wo sie dagegen schon begonnen hat: das Eierhäuschen. Damals total zerfallen und eines der größten Forderungen der AG Pro Plänterwald (und leider werden die größten Mitstreiter der Initiative diese Eröffnung nicht mehr erleben).

Auch der Schiffsanleger am Eierhäuschen kommt:

Containerdorf

In einer Brache, umrandet von Eisenbahntrassen plante ein Investor damals hippe Studentenwohnungen in Schiffscontainern. Etwas suboptimal gelegen.

Aber es sieht so aus, als ob diese Idee keine weiteren Früchte trug.

Niederschöneweide / Johannisthal

Makarenko

Zu DDR-Zeiten war es eines der größten Kinderheime am Rande der Königsheide war ein Denkmal und drohte zu verfallen. Mangels anderes Nutzungsinteresse blieb nur Umwandlung zu Wohnungen (siehe mein Beitrag damals).

Die Eichhörnchen am Tor blieben erhalten (aber sind auch Teil des Denkmals):

Die Balkons wurden meist an der Rückseite angebracht.

Bei der Sanierung hat man viele Details erhalten:

Bemerkenswert war die Debatte zur Umbenennung der Haltestelle: als Pirat griff ich die Idee der dortigen Bürgerinitiative auf, dass die Haltestelle “Jugendzentrum” unpassend geworden ist – und darüber debattiert der Fachausschuss vier Mal, nicht unbeteiligt, weil die Linke den Namen Makarenko erhalten will. Zum Glück erhielt dieses Ansinnen keine Mehrheit, denn so ruhmreich war weder die Personalie noch das Kinderheim selbst.

Spreeufer

Nächster Halt: das Spreeufer in Niederschöneweide flussabwärts vom Bahnhof.

Dort stehen die Reste der Bärenquell-Brauerei. Ein Ort, der leider immer noch traurig ist. Einst wollte Bauhaus das Areal übernehmen und vom Denkmal wäre kaum etwas übrig geblieben (dann machte Bahr Insolvenz und Bauhaus übernahm diesen Baumarkt).

Bemerkenswert hier: es wachsen sogar schon Bäume.

Noch viel trauriger ist das Gebiet des Bebauungsplanes daneben

Wenige Fußminuten von einem Regionalbahnhof entfernt und wir leisten uns einen riesigen ebenerdigen Parkplatz und klotzen riesige Vorstadthallen dahin. Ich war damals ein wenig getrieben von der Schadstoffbelastung des Bodens.

Dieses Vorhaben sehe ich als klaren Fehler. Würde mir heute so ein Entwurf vorgelegt: ich würde das ablehnen. Nichts gegen den Bedarf großer Hallen für einen Möbelmarkt oder Decathlon. Nur hätte man entweder die Gebäude mehrstöckig errichten können – oder auf den Dächern weitere Häuser errichten können. Von den riesigen versiegelten Parkflächen ganz zu schweigen. Hier ist einfach eine riesige Fläche und ein riesiges Potential verschenkt worden.

Straßenbahn

Aus der Ferne nahm ich die Eröffnung der Strecke zwischen WISTA und Schöneweide wahr, nun konnte ich mir das auch vor Ort ansehen.

Derzeit entsteht am Bahnhof Schöneweide ein neuer Tunnel für die Tram, dort wird auch künftig die Haltestelle hin verlegt.

Landschaftspark

Zugegeben: auf dem Gebiet des ehemaligen Flugplatzes war ich damals recht selten und häufig nur passiert. Nun nutze ich es für eine kleine Pause.

Grünau

Regatta-Quartier

An der Regattastrecke sollte auf dem Gebiet eines alten Chemiewerkes ein Wohngebiet entstehen (siehe Artikel). Ich habe den Plan damals abgelehnt, da ich mehr Zugeständnisse am Spreeufer mir gewünscht habe und das Bezirksamt auch die Stellungnahmen aus der Öffentlichkeit kaum aufgriff. Im Vorhaben selbst hatte ich keine Bedenken. Eine Mehrheit hat er dennoch bekommen.

Ein Großteil des Areals ist bereits fertig, die letzten Gebäude sind am Entstehen.

Das Gebiet um das Wasserbecken steht. Direkt bei den Torhäusern ist ein Spielplatz mit unheimlich vielen Kindern. Das war schon beeindruckend.

Allerdings auch erschreckend, wenn an jedem Spielplatz (außer den drei baurechtlich festgesetzten) dran steht, für welche Hausnummern der Spielplatz vorgesehen ist. Und so auch meine Befürchtung mit einen Teil des Spreeufers:

Zum Glück sind andere Teile passierbar:

Riviera Gesellschaftshaus

Das Riviera-Gesellschaftshaus war ein Krimi. Ein Denkmal, was zunehmend verfällt und auch drohte zu verschwinden. Es gab damals die Initiative Riviera retten – und sie gibt es auch heute noch. Doch leider ist nicht viel mehr erhalten geblieben: lediglich Außenmauern.

Dafür aber um so mehr Neubauten in maximaler Verdichtung:

Köpenick

Marienhain

Marienhain wurde 2014 beschlossen – und neun Jahre später stehen erste Gebäude.

Die auf dem Areal stehende denkmalgeschützte Villa Bolle war leider nicht erreichbar.

Ich habe dem Vorhaben damals zugestimmt, denke heute aber ein wenig anders darüber: es entstehen hier mit einen Schlag tausend Wohneinheiten – und das ist bei weitem nicht die einzige Baustelle im Bereich der Wendenschloßstraße.

Nahezu jeglicher Verkehr in dem Areal wird über eine Kreuzung geführt. Und wir sind bereits schon weit im Außenbereich (und unter Berücksichtigung von Waldflächen ist das Gebiet wie eine Halbinsel). Auch wenn damals im Ausschuss lustige Verkehrssimulationen gezeigt worden sind, die Realität wird da eine andere sein.

Parkplatz Amtswäldchen

Das Amtswäldchen ist eine Brache am Rande der Köpenicker Altstadt. Direkt an der Park ist ein kleiner Park, ein Teil der Gebiete hat dichten Baumbestand (daher auch der Name), die überwiegende Fläche ist aber ein ebenerdiger Parkplatz – und das sollte durch einen Bebauungsplan verstetigt werden. Das bemängelte ich damals – und bekam lediglich Unterstützung der Grünen.

Und 2023?

Es ist immer noch eine Parkplatzwüste. Und es gibt auch im Verfahren keinerlei Fortschritt. Das gilt übrigens auch für die anderen beiden Brachflächen in der Altstadt, die nur Parkplatz sind:

Mecklenburger Dorf

Über eine Petition kam der Erhalt dieses Areals (die damals eher eine Ansammlung kleiner Imbiss- und Verweilangebote beinhaltete) auf die politische Agenda, doch die Würfel waren schon 2006 gefallen. Nur baute damals keiner. Nun ist das Geschichte:

Mellow Park / Weiße Villa

Der Mellow Park ist wohl die größte Jugendfreizeiteinrichtung im Bezirk, deren Fortbestand immer wieder mal schwankte. Mal sollte das Areal zugunsten eines Fußballvereines weichen, mal ging es um Projekte.

Ich war nur kurz im Areal und sah einige Veränderungen. Was sich aber nicht veränderte: der Uferweg. Hier gab es Pläne im Bezirk zur Errichtung eines Uferweges. In dem Zusammenhang sollte die weiße Villa geklärt werden, ein kaum anders nutzbares Gebäude in diesem Areal.

Rewatex

Rewatex war ein alte Industrieareal in der Nähe von S Spindlersfeld direkt an der Spree. Kernstück ist der Erhalt eines nach vier Richtungen geschlossenen Ringbaus in deren Mitte sowie einiger kleinere Gebäude und nahezu komplettes Auffüllen der restlichen Flächen. Ich habe damals eine Stellungnahme im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung abgegeben, die vor allem die Uferzugängigkeit und den dortigen Europaradweg hervorhoben, Sichtachsen und ÖPNV-Erschließung. Wie üblich interessierte das das Bezirksamt nicht, die eigentliche Beschlussfassung folgte in der darauffolgenden Legislaturperiode.

Inzwischen ist das Denkmal saniert und teilweise mit einer Profitetage aufgestockt:

Der Uferweg ist asphaltiert und besser als zuvor passierbar (aber leider eben nicht vollständig).

Oberschöneweide

Spreeufer

Ist denn das Spreeufer zwischen Kaisersteg und HTW inzwischen frei passierbar? Damit beschäftigte man sich schon vor meiner Legislatur, das beschäftigte mich natürlich auch. Die Antwort fand ich bereits am Brückenkopf: es wird zu einer Schwimmdemo aufgerufen.

Und dann stand ich vor dem berühmten Zaun:

Ich nutzte die Gelegenheit und durchradelte das HTW-Gelände und fand das Gegenstück:

In dem Zusammenhang entdecke ich den Abriss mehrerer alter Gebäude hinter dem Peter-Behrens-Bau – und wohl einer kleinen Party.

Conclusio

Damit endet meine kleine Rundtour durch den Bezirk. Auch wenn ich noch einige weitere Punkte (z.B. Grünauer Kreisel, Bölschestraße, Strandbad Müggelsee, …) anschauen wollte: die Dämmerung begann. Und ich habe vieles sehen können.

Wer zu einzelnen Punkten mehr Infos hat: immer her, das Kommentarfeld ist dafür da!

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