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Homepage von René Pönitz

Die Reise nach Cornwall

Erst die Radtour – nun noch ein kleiner Ausflug nach Cornwall. Mit einigen Abenteuern.

Los ging an einem Mittwoch am Frühstückstisch. Die Koffer waren gepackt, alles konnte losgehen. Noch war genügend Zeit. Als plötzlich eine SMS hereinkam, dass der Flug storniert wurde. Die Gründe waren sehr oberflächig beschrieben, aber es gab wohl technische Probleme bei British Airways. Anstelle dieses Fluges wurde dann ein viel späterer Flug angeboten. Der hätte dann aber den weiteren Tagesverlauf durcheinander gebracht, schließlich wartete in England ein Mietwagen an Flughafen und ein wirklich sehr kleines Hotel mit eingeschränkten Check-In-Zeiten auf uns.

Zum Glück flog eine dreiviertel Stunde vorher eine andere Gesellschaft nach Heathrow. Also buchten wir schnell und brachen schnell in Richtung Flughafen auf. Einer der Momente, wo ein Taxi zwar teuer ist, diesen Flug aber noch ermöglichte.

Nach der Kofferabgabe ging es durch die Security. In Hamburg gibt es so merkwürdige Körperscanner. Die zeigen dann vier Stofffalten am rechten Hosenbein an. Daraufhin wirst du zur Seite geschoben – und ein Typ betastet einmal deinen ganzen Körper. Auf meinen Kommentar hin, dass er ganz schön viel Körperkontakt für diese vier Punkte aufsuchte, gab es keine Reaktion. Dafür wollte man von meinem Laptop noch einen Sprengstofftest machen. Bringt das eigentlich irgendetwas?

Also rein ins Flugzeug – und eine reichliche Stunde später in Heathrow gelandet. Da allerdings nicht in Terminal 5 (wo der Mietwagen wartet), sondern in Terminal 2. Zum Glück gibt es einen kostenlosen Zug (Achtung: nicht die U-Bahn!). Also in das Tiefgeschoss des Terminals und rein in den ewig wirkenden Mäusetunnel mit ebenen Rolltreppen. Für den Zug braucht man ein Ticket, was die Automaten kostenfrei ausspucken. Während des Weges gab es dreimal Stände, wo Personal auf den Heathrow-Express nach Paddington Station hinweisen (Ist der so teuer, dass man dafür so viel Personal braucht – damit die Leute nicht mit der Underground fahren?). Am Bahnsteig muss man aufpassen, dass man im richtigen Zug einsteigt – denn es fahren auch welche zum Terminal 4. Und das steht nicht am Zug dran.

Avis sitzt zum Glück am Terminal. Man muss hier nicht erst zur “Car Rental Village” fahren. Dort scheint erst einmal alles zu klappen. Der Typ von der Ausleihe ist sehr freundlich – und betont voller Stolz, dass ein Honda Jazz wird. Ich habe noch nie von diesem Modell gehört. Es ist auch egal. Es ist ohnehin die unterste buchbare Kategorie. Warum sollte ich jubeln oder stolz sein? Ich will mit der Kiste nur in eine Region fahren, die man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichen kann und wo fette Schlitten auf engen Straßen es auch nicht angenehmer machen. Dieser Honda Jazz hatte schon zehn Vorschäden. Das ist mir egal. Aber als ich wenig später den Kofferraum öffnen wollte, hielt ich die Dekorleiste mit dem H-Logo in der Hand – und blickte auf eine kleine Leiterplatte dahinter. Ich gehe zum Verleih-Typ, melde den Vorschaden.

Wenige Minuten später wurde der Mietvertrag umgeschrieben auf einen Ford Fiesta. Zwar etwas größer als gebuchter. Dafür sei ein Navi kostenfrei mit dabei. Da nicht gebucht, darf ich es nutzen. Das erste Mal ein Navi im Mietwagen. Sagen wir so: Nicht ganz uninteressant, was die Vornutzer alles so für Ziele angesteuert hatten und wie deren Telefone hießen…

Raus aus dem Flughafen-Areal – und raus auf die Autobahn. Etwas Stau auf dem Londoner Ring (M25), dann weiter auf A4. Es fährt sich entspannt. Aber es zieht sich. Gerade auch mit dem englischen Tempolimit von 112 Stundenkilometern. Bis Exmouth gibt es Autobahn, danach eine autobahnähnliche Schnellstraße A30. Als ich diese kurz vor Launcesten verlasse, spüre ich die Vorzüge kleiner Fahrzeuge. Einige Straßen waren kaum breiter als ein Wagen – und jede Begegnung mit einem anderen Fahrzeug führte dazu, dass eine Ausweichstelle benötigt wird. Die Navigation des Autos schlägt eine andere Route vor wie die vom Telefon. Wir folgen dem vom Telefon – und landen in noch engeren Straßen. Straßen, wo du entscheiden kannst, ob der Busch links oder Busch rechts das Auto streifen soll. Wir übersehen eine Kreuzung – und fahren Umwege.

Kurz vor dem Ziel müssen wir passen. Wir finden das Hotel nicht. Wir rufen an. Wir werden die Straße hoch und runter gelotst. Und waren schon nah dran. Zwei kleine Verkehrskegel zeigten die Einfahrten. Der letzte Kilometer ging dann von der Straße weg über einen Feldweg – bis ganz ans Ende. Währenddessen fällt uns ein, was wie zu Hause vergessen haben: ein Buch mit guten Foto-Punkten in Cornwall. Zu Hause liegt es gut.

Wir werden von einem älteren Mann begrüßt, der uns auch das Zimmer zeigte. Dafür dass es in der völligen Pampa lag, war es sehr schön und durchdacht – und auch ein wenig teuer. Wir lasen schon in den Bewertungen des Hotels, dass die Wirtin gerne Kuchen backt – und so standen zwei Scheiben Kuchen in der kleinen Teeküche (die eher ein begehbarer Kleiderschrank war). Was allerdings schade war: die Hellhörigkeit. Wenn du in dieser Pampa bist, dann willst du auch deine Ruhe haben. Und keine Kühlschrank und Lüftergeräusche hören. Vor allem keine Lüftergeräusche der anderen Zimmer.

Am nächsten Morgen gibt es britisches Frühstück. Das war sehr gut. Spiegelei, Black Pudding (so eine Art Tote Oma in Wurstscheibenform), Bacon, Tomaten. Vor allem die gebackenen Tomaten waren lecker, wir fragten nach dem Herstellung (Vorher mit Butter einreiben.) Der Frühstücksraum wirkte ein wenig so, als ist es ein Wohnraum der Betreiber. Denn die wohnten auch im Haus. Es heißt zwar Hotel (oder B&B), aber eigentlich sind es auch nur drei Räumlichkeiten, die sie vermieteten. Am Nebentisch saß eine Mutter mit Tochter aus dem Dunstkreis von London, die ein paar Tage entspannten.

Nach der morgendlichen Stärkung machten wir einen kleinen Rundgang über den Areal. Über die Weide hindurch ging es zu einem kleinen See. Und wieder zurück. Vielleicht auch eine Idee, wenn man mal alt wird: Kauf dir irgendein Anwesen mit viel Land in der hintersten Pampa und vermiete Räume an Touristen. Die werden schon den Weg dahin finden. Klappte ja bei uns auch.

Am Nachmittag ging es nach Bude. Wir waren nicht die einzigen. Im Ort gab es eine Critial Mass. Wir steuerten einen Parkplatz an. Sie kosten Geld, kein Thema. Aber vor allem auch Nerven!

  • Der erste Automat war defekt – und verweist auf den zweiten Automaten am anderen Ende des Geländes.
  • Nachdem ich über den gesamten Parkplatz lief, standen zwei Passanten vor mir. Warten.
  • Der Automat verlangt als erstes das KfZ-Kennzeichen. Ich blicke auf den Autoschlüssel, unleserliches Gekrakel. Ich gehe zum Auto und fotografiere es.
  • Wieder auf eine Person warten. Der Automat akzeptiert die (ausländische?) Kreditkarte nicht.
  • Wir sammeln Münzen zusammen. Yeah!
  • Zurück zum Automaten. Wieder warten. Eine Münze wird nicht akzeptiert. Auch beim zweiten Mal nicht. Beim dritten Mal nicht.
  • Ein freundlicher Brite tauscht sie mir um. Wieder zum Automaten – und wieder eine Person abwarten.
  • Zwischendurch das Kleingedruckte am Automaten lesen: Binnen 10 Minuten sollst du den Parkschein lösen – sonst kostet es 100 Pfund Strafe, die auf 60 Pfund reduziert wird, wenn du es binnen kurzer Zeit begleichst.
  • Ich habe mein Parkticket. Und bin gespannt, ob ich trotzdem noch eine Strafe bekomme.

Wir erreichen den Strand von Bude. Aber wir wollen nicht in den Sand. Also kehren wir um – und laufen zum Schloss. Das ist eher winzig. Es wirbt mit kostenfreiem Eintritt, aber eigentlich ist es nur eine kleine Bildergalerie mit Café. Hinter dem Schloss picknicken wir – und blicken auf den Flusslauf. Am Kanal gibt es Tretboote in Gestalt von Oldtimern.

Wir laufen noch vor zur Breakwater-Spitze – aber der Wind wehte ordentlich. Von da sahen wir auch den “Bude Sea Pook”, ein künstlich angelegter Gezeiten-Pool. Die Hotelwirtin schwärmte von den Vorzügen: Meereswasser, was durch die Flut reingespült wird – und dann sich eher aufheizt.

Wir laufen noch zum Compass Point. Spannender Name, nur leider keinerlei Erklärung, welches Zweck dieser Turm einst hatte.

Auf den Rückweg in Richtung Zentrum begann der Regen. Wir machten einen elementaren Fehler und liefen trotz des Regens – bis die Schuhe nass wurden. Wir hätten mal lieber in der geöffneten Kirche Unterschlupf suchen sollen. Dann fuhren wir zurück – was wir dieses Mal besser fanden.

Im Hotel erwartete uns eine kleine Fruchtschale. Yeah!

Am nächsten Morgen gab es wieder Frühstück. Und am anderen Ende des Tisches saßen zwei Briten, die eigentlich gerne campen wollten. Aber aufgrund des angekündigten Sturms hierher geflohen sind. Zugegeben: in Bude war es windig, aber es sollte noch heftiger werden. Das englische Wort für Aktivitäten bei schlechtem Wetter heißt “All Wheather Attractions”. Und so eine suchten wir uns raus: Eden Project. Das ist ein botanischer Garten in einer stillgelegten Kaolingrube. Herzstück sind zwei Gewächshäuser, die jeweils aus vier wabenförmigen, ineinander übergehenden Waben bestehen. Die eine mit tropisch-feuchten Klima, die andere mediterran trocken.

Auch wenn es nur 40 Meilen sind – durch die engen Straßen zieht es sich ewig. Und wir brauchten mehr als eine Stunde für die Anfahrt. Die Eintrittspreise sind saftig: £28.50 pro Person. Aber wir sind im Urlaub.

Wir betraten das Areal – und die Sonne schien. Juhu. Damit genossen wir zunächst den Außenbereich. Neben vielen schönen Pflanzen (wo wir nette Bilder machen konnten – mit Regentropfen auf den Blüten) ging es über in den Nutzbereich. Zum Beispiel eine Ansammlung verschiedenster Kürbissorten – mit der Erkenntnis, dass eine Zucchini letztendlich ein Kürbis ist.

Welche Kuppel betreten wir zuerst? Die Empfehlung ist: Beginne mit den feuchten Tropen! Dann kannst du im anderen wieder trocknen, ehe es nach draußen geht. Also rein in das Paradies völlig fremder Pflanzen. Na gut, einige kannten wir ja schon von Hongkong oder Fiji. Es gab eine Besucherplattform an der Spitze der höchsten Kuppel – aber weil die Wärme reindrückte, war sie zeitweise geschlossen. Wir verzichteten auf die Besteigung. Allgemein ist das Klima ähnlich wie im Tropical Island südlich von Berlin.

Am Übergang zwischen den beiden Hallen gab es einen Eisstand. Wie zu erwarten mit einer Riesenschlange. Was irgendwie doof ist. Zumindest entsteht dadurch ein Gedränge, was nicht schön ist.

Auch die zweite Kuppel war spannend.

Als wir den Kuppel verlassen wollen, war gerade ein heftiger Regenschauer zu Ende gegangen. Wir liefen noch zum Core-Gebäude. Aber außer einiger Kunstobjekte gab es da wenig zu sehen. Und raus. Die Rückfahrt zog sich ebenso hin. Jedoch unterbrachen wir diese, um einen Besuch in Asda und Tesco abzuhalten.

Auch der dritte Morgen begann mit britischem Frühstück. Nun hieß es Abschied von diesem Hotel zu nehmen. Über enge Straßen fuhren wir zur Westküste. Erstes Ziel: Boscastle.

Ein kleiner Ort mit einem kleinen Einschnitt zum Meer. Wo einige Mauern ins Meer gebaut worden sind, um die Wellen zu brechen. Man kann bis fast zur Spitze laufen – und auf das Meer blicken. Das taten wir auch.

Dann ging es nach Titangel, den Ort schauten wir uns aber nur aus dem Fahrzeug an.

Dritter Ort war Port Isaac, wo wir noch einen der letzten freien Parkplätze ergattern konnten – und einen kleinen Rundgang durch den Ort gingen. Trotz der engen Gassen fuhren auch immer wieder kleine Straßenpanzer (SUV) durch. Sehr idyllisch. Aber ansonsten war es auch ein schöner kleiner Ort an der Küste.

Die Zeit war fortgeschritten – und wir wollten noch bis hinter Penzance fahren – also wirklich den letzten Zipfel Cornwalls. Zunächst verlief die Strecke über eine sehr steile Straße zu einer weiteren Bucht. Also so ein kleiner Straßenpanzer an der engsten Stelle passieren wollte – und zunächst nichts mehr ging.

Bei Penzance hatten wir ein AirBNB zusammen mit Freunden gemietet. Wir standen schon nahezu davor, doch waren unsicher, ob wir richtig waren. Also fuhren wir noch einmal zurück – und exakt so wie beschrieben. Wir landeten an der selben Stelle – und wussten, wir waren richtig: unsere Freunde waren Minuten zuvor ebenso angekommen.

Dieses AirBNB ist mal ein klassisches AirBNB. Also keine dem Wohnungsmarkt weggenommene Wohnung, sondern es war tatsächlich die Wohnung einer Familie, die im Sommer gerne in der Umgebung zeltet. Und so fanden wir eine komplett eingerichtete Wohnung vor. Inklusive frischer Bettwäsche und Handtücher. Das Haus war in Hanglage etwas in den Hang gebaut – und vor allem in diesem Räumen etwas muffig. Aber auch daran gewöhnten wir uns.

Am Folgetag machten wir eine Tour nach St. Michaels Mount. Das ist eine kleine Insel bei Marazion. Bei Ebbe ist sie zu Fuß erreichbar. Da aber an dem Tag die Flut tagsüber war, mussten wir mit kleinen Nussschalen übersetzen. Die Hinfahrt war sehr abenteuerlich, eigentlich schon fast ein NoGo. Der Fährmann spielte lieber mit dem Telefon, während das Ruder im stürmischen Wasser umschlägt und wir uns im Kreise drehten. Ich sah uns schon kollidieren, als er durch die Reihen ging, um den Fahrpreis einzusammeln. Glücklicherweise kamen wir an.

Nach Bezahlung des Eintrittspreises ging es einen kleinen Anstieg zur Burg. Über holprige Treppen. Auf dem Weg dahin gab es kleine Sehenswürdigkeiten. Ein alte, restaurierte Molkerei. Einen Brunnen. Und ganz wichtiger: ein kleiner herzförmiger Stein im Gehweg. Du kannst den Stein vielleicht übersehen, aber nicht die Menschen, die nach unten gebückt Fotos machen. Im inneren gibt es gut ein Dutzend Räume, durch die man gehen kann.

Anschließend ging es wieder hinunter und zurück zu den Booten. Die Rückfahrt war zum Glück angenehmer.

Am Montag ging es zum Land’s End. Also da wo dann Cornwall und England wirklich aufhört. Die Straße A30 führt direkt bis dahin – zum Schluss auf einen Parkplatz. Dort bekommt man ein Parkticket für 6 Pfund – welches auch gleich für eine Woche gültig ist. Wir betreten das Areal – und es kommt einem vor wie auf einem kleinen Rummel mit Fahrgeschäften, kleinen Kinos und Essbuden. Passiert man diese, beginnt ein Weg entlang der Küste. Unsere Bekannten hatten Erinnerungen an früheren Besuchen – und so suchten wir nach dem passenden Felsen mit dem passenden Blick.

Viel gibt es am Lands End nicht zu sehen. Also ziehen wir weiter – nach St. Ives am anderen Ende. Während unsere Bekannten die großen Straßen wählten, fuhren wir die Küstenstraße. Die war sehr schön – aufgrund der bergigen Küste sah man fast durchgängig das Meer. Wir entdeckten eine Zinn-Miene am Wegesrand.

Dann kam uns plötzlich ein Bus entgegen. Aber nicht irgendeine kleine Bergziele, nein ein großes Doppeldecker, der überwiegend Luft beförderte. Ich fragte mich oft, wie das wirtschaftlich sein kann. Oder denken die, dass ein Doppeldecker hipp ist und deshalb wesentlich mehr Leute in dieser dünn besiedelten Landschaft anlockt? Noch bevor ich schalten konnte, setzte der Bus zurück – und ließ mich passieren. Wenig später fuhr ich hinter einem her – das war sehr praktisch – da konnte man eher mittig fahren.

Wir erreichen St. Ives. Unsere Bekannten waren schon da. Doch der anvisierte Parkplatz war voll. Keine Chance. Wir standen am Ortsende bei einem Rugby-Verein, die wohl ihre Wiese gerne den Touristen zur Verfügung stellte – gegen Obolus. Aber ein klarer Preis bis Tagesende – und nicht so ein Automaten-Terror. Wir laufen hinein – und treffen unsere Freunde, die ihren Wagen in einer Nebenstraße parkten. Auf ging es in einen kleinen Pub, der vor allem besondere Biere vertickte. Und besondere Biere waren dann z.B. Paulaner. Klar, deutsches Bier was auf dem Britischen Markt nicht vertreten ist, ist da eine Delikatesse.

Nach einer Stärkung ging es durch die Fußgängerzone und kleiner Pause am Hafenkai. Von da spazierten wir einige Kilometer entlang der Küste. Anfangs schön asphaltierter Weg – plötzlich holpriger Fußweg. Es war eine schöne Tour – bis wir wieder am Rugby-Stadion ankamen.

Es zog sich zu und begann zu regnen. Wir verlassen St. Ives. Plötzlich verschwanden die Wolken. Sonnenuntergangsfotos? Ja, also auf in Richtung Land’s End. Sennen Cove.

Den Dienstag ließen wir ruhig angehen. Eigentlich machten wir nicht viel – und besuchten nur einen Garten in der Nähe, Trewidden Garden. Eine kleine, urige Gartenanlage. Besonders markant waren die Magnolien und die Riesen-Farne (die ähnlich wie in Neuseeland hohe Bäume sind).

Mittwoch war Regentag. Also ab in die Zinnmiene.

Und dann war es auch Zeit für die Rückreise.

Nun mussten wir aus dem hintersten Winkel von Cornwall zurück nach London. Und wir waren nicht die einzigen. Es gab Stau schon etliche Kilometer bevor die Autobahn losging. Irgendwie mussten wir am Nadelöhr bei Exeter vorbei. Von da war die Wahl: Autobahn oder Landstraße. Beide Strecken war überlastet. Ob wir dir bessere Entscheidung trafen, wissen wir nicht. Auf jeden Fall gab es auf der Landstraße weiterhin viel Stau. Viel Stau in wirklich dünn besiedelten Gebieten. Unser Puffer für den Flug verschwand allmählich. Und wie so der Zufall es will: Pünktlich zur Abfahrt erreichten wir Heathrow. Aber der CheckIn war vorbei. Wir konnten also am nächsten einen neuen Flug buchen und irgendwo in der Nähe nächtigen. Und das taten wir dann auch.

Cornwall ist schön. Das nächste Mal würde ich doch lieber mich dahin beamen!

Nutri-Score und Ernährungsampeln

Ich bin heute über folgende Schlagzeile zu einem Artikel der Süddeutschen Zeitung über Lebensmittel-Ampeln gestolpert:

Umfrage zu Ernährungs-Siegeln blamiert Ministerin Klöckner

Aus dem Artikel zitiert:

Mehr als drei Viertel der 1000 Befragten halten den Nutri-Score für schnell erfassbar und leicht verständlich. 60 Prozent denken, dass er die Auswahl gesunder Lebensmittel erleichtert.

Zugegeben: Klöckner ist in ihrem Ministerium eine Fehlbesetzung – und ich habe bisher den Eindruck gewonnen, dass sie zu tief im Allerwertesten unserer Nahrungsmittelindustrie steckt. Dennoch kann ich hier nicht nachvollziehen, warum sie sich blamieren sollte. Zunächst einmal ist es nie verwerflich, eine Alternative zu prüfen. Allerdings wirken beide Modelle gegeneinander gestellt wie Tag und Nacht (oben links gegen unten rechts):

Während der französische Nutri-Score sämtliche Nährwerte auf einen von fünf Buchstaben herunterbricht, so stellt Modell des Max-Rubner-Institute (MRI) in einer wesentlich dezenteren Darstellung wesentlich mehr Daten dar. Frage ich nun, was schneller erfassbar ist, so ist ein farbiger, einzelner Buchstabe immer verständlicher als sechs Einzelwerte. Was sind das für knapp 25%, die das anders sehen?

Doch erleichtert es wirklich die Auswahl? Da habe ich viel größere Zweifel. Denn hinter dem Nutri-Score steckt ein Algorithmus. Genauso wie hinter den Sternen beim MRI-Modell. Die werden mit Sicherheit kein Geheimnis sein, schließlich sollen ja genug Firmen danach ihre Lebensmittel ausweisen müssen. Ob Hinz und Kunz diese verstehen wird? Mit Sicherheit nicht. Viele Verbraucher sollen also diesem Algorithmus vertrauen.

Und was macht die Lebensmittelindustrie? Sie wird ihre Lebensmittel optimieren. Mit Sicherheit. Kein Hersteller wird seine Produkte mit C kennzeichnen wollen, wenn er auf ein winziges Müh Zucker oder Fett verzichten kann, um dann doch ein B zu bekommen. Sozusagen Grenzwertoptimierung.

Sehr hilfreich ist die Datenbank OpenFoodFacts, in der die Nutri-Scores verschiedener Lebensmittel aufgeführt werden. Das mache ich – und hier zwei Beispiele:

  • Seeberger Mandeln (Also reine Nüsse ohne weitere Zutaten) würde ein D bekommen. Also schlecht.
  • Danone Fruchtzwerge (Frischkäse mit mind. 6% Zuckerzusatz) bekommt ein B. Also gut.

Der NutriScore sagt also, dass unnötig gezuckerte Lebensmittel deutlich gesünder sind als reine Nüsse. Wirklich?

Nun könnte man mir vorhalten, ich würde sprichwörtlich Äpfel mit Birnen vergleichen. Also vergleiche ich zwei Lebensmittel der gleichen Art Frischkäse:

  • Danone Fruchtzwerge (Frischkäse mit mind. 6% Zuckerzusatz) bekommt ein B. Also gut.
  • Penny Frischkäse (Ohne Zucker, nur Käse, Salz und Johannisbrotkernmehl) bekommt auch ein B. Also auch gut.

Die unnötige Beimengung von mehr als 6% Zucker (zusätzlich zum Zucker aus den Früchten) ändert hier nichts am Nutri-Score.

Ich werfe die These in den Raum, dass dieser Nutri-Score mehr Schaden als Nutzen für die Verbraucher bringen könnte. Eben weil Leute glauben, dass dieser Wert einem gesunde Dinge suggeriert.

Zum Vergleich noch eine Darstellung aus dem Vereinigten Königreich:

Während der Nutri-Score keine weiteren Angaben macht, werden beim RMI-Modell und im Vereinigten Königreich auch einzelne Nährwerte dargestellt und mit Farben deutlich gemacht. Der Unterschied: Beim RMI wird pro 100g, im Vereinigten Königreich die Packungs-/Portionsgröße. Das mag für so eine kleine Tüte ganz passend sein, am Ende stehen diese Farben und Zahlen auch in der Nährwerttabelle auf der Rückseite. Mir fehlen aber bei beiden Darstellungen die Kohlenhydrate. Bekanntermaßen wandelt der Körper Stärke in Zucker um, so dass der Zuckerwert alleine nur bedingt hilfreich ist.

Mein Fazit: Vertraue keinem Algorithmus, sondern lerne mit der Nährwerttabelle umzugehen.

Anmerkung: In der OpenFoodFacts-Datenbank gibt es noch den Nova-Wert, der den Verarbeitungsprozess und die Zutaten beleuchtet. Da bekommen die Mandeln die grüne 1 (= Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel), die Fruchtzwerge eine hellrote 3 (= Verarbeitete Lebensmittel). Dieser Wert könnte, erster Eindruck, tatsächlich etwas mehr Einblick bringen. Er beleuchtet bspw. auch bestimmte Zutaten wie Invertzucker oder Maltodextrin (Automatisch Kategorie 4, rot).

Anmerkung, die 2.: Nachdem ich mich mit Nutri-Score beschäftigt habe, verstehe die Abwehrhaltung der Nahrungsindustrie nicht. Höchstens die Bürokratie bei der Ermittlung der Werte?

Zwei Wochen für ein Link zu einem Handbuch.

Aus der Kategorie: Das Ende des Internets.

Es gibt Webseiten, die bieten dir Bedienungsleitungen von längst nicht mehr verfügbaren Geräten zum Download an. So etwas kann hin und wieder nützlich sein. Insbesondere dann, wenn du Küchengeräte (konkret Zeran-Kochfeld) in deiner Wohnung hast, die du ohnehin nur von den Vormietern übernommen hast. Es gibt viele kostenlose (werbefinanzierte) Seiten. Aber ich kann auch das Geschäftsmodell nachvollziehen, dafür einen gewissen Obolus zu verlangen. Soweit sogut.

Im konkreten Fall wollen sie $19.95 für eine PDF-Datei. Immerhin versandkostenfrei. Das grenzt schon fast an Wucher. Aber wenn die Not groß genug ist, kann ich mir schon durchaus zahlende Kundschaft vorstellen.

Nur dann lese ich:

Availability: Link to this manual is usually sent within 1 – 2 weeks (max. 2 – 3 weeks).

Also nach Zahlungseingang wird ein Link zu diesem Handbuch innerhalb von 1 bis 2 Wochen versendet. Es können auch 3 Wochen sein.

Ich stelle mir nun eine Person vor, die vor Verzweiflung in die Tischkante beißt, 20 Dollar bezahlt – und dann geduldig auf das Handbuch wartet.

Nicht minder witzig sind die scheinbaren Kundenkommentare:

A really high quality document. Much better than expected. Perfect deal. Thanks.

https://www.manuals-in-pdf.com/download-30109881IKEA-WHIRLPOOL-p-1396615.html

Anmerkung: Die Seite erweckt den Eindruck, dass es gut möglich ist, auch nach 3 Wochen keinerlei Handbuch zu sehen. Oder anders formuliert: Ich hege auch Zweifel an der Seriösität.