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Monstertunnel

Hamburg braucht dringend neue Schieneninfrastruktur, denn der Norden Deutschlands hängt komplett an wenigen Fäden. Es gibt viele Nadelöhre in und rund um Hamburg. Viele Punkte, die im Falle von Störungen auch den kompletten Norden zum Erliegen bringen können. Und es gibt ebenso viele Hinderungsgründe, damit der Deutschlandtakt im Norden errichtet werden kann.

Das merkt auch der Bund – und treibt gerade vor allem ein einzelnes Schienenprojekt voran: die S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Altona bzw. Diebsteich soll in einen Tunnel verlegt werden, damit auf der sogenannten Verbindungsbahn (das ist die Hauptstrecke zwischen Hauptbahnhof und Altona) künftig vier Gleise für Regional- und Fernverkehr verlaufen. Der derzeitige Projektname des Tunnelprojektes ist der Verbindungsbahn-Entlastungstunnel (kurz VET).

Ich selbst habe noch keine abschließende Meinung, bin dem Vorhaben allgemein offen eingestellt. Ich sehe es als ein Puzzlestein von vielen, damit die Defizite des Nordens gelöst werden. Nun gab es dieser Tage eine Pressemeldung seitens der Initiative Prellbock Altona. In der Taz ist dann folgende Schlagzeile geworden:

„Monster-Tunnel“ ohne Nutzen

Man hätte der Verkehrswende keinen größeren Bärendienst erweisen können. Zerlegen wir aber zunächst diese Headline in ihre beiden Kernaussagen: “Monster-Tunnel” und “ohne Nutzen”.

Monster-Tunnel

Was ist dem Schöpfer dieser Metapher hier in den Sinn gekommen? Wenn man von den Arbeiterpalästen der Moskauer U-Bahn und der einen oder anderen Berliner und Wiener U-Bahn-Station absieht: die meisten Tunnelstationen werden keinen Wettbewerb in Schönheit gewinnen. Aber wir sind froh, dass wir U-Bahnen haben. Nicht weil da immer erst Leute in den Untergrund müssen oder Mobilitätsbeeinträchtigte auf einen Fahrstuhl angewiesen sind: wir haben im Untergrund andere Flexibilitäten gerade im urbanen, dichten Bereich. Wenn etwas im Untergrund im Weg ist, dann wird es über- oder unterbaut. Der Schall ist besser als auf aufgeständerten Trassen. Vor allem haben wir da Platz, den wir oberirdisch nicht haben. Richtig ist aber auch: es ist aufwändiger und ressourcenintensiver.

Warum nun genau diese Trasse ein “Monster-Tunnel” sein soll, und nicht etwa der schon bestehende S-Bahn-Tunnel, der Harburger S-Bahn-Tunnel oder die auch von Prellbock gewünschte zweite Elbquerung in unterirdischer Ausführung? Es erschließt sich mir nicht. Allenfalls die räumliche Nähe zum geplanten Ersatzneubau der Sternbrücke, die einige zur “Monster-Brücke” erklärt haben.

Im Artikel kommt dann ein wirklich bahnbrechendes Argument:

Der neue Tunnel ist für Hamburg-Fans schon ästhetisch ein Problem. Soll doch mit ihm die schönste S-Bahn-Strecke, die aus Altona über Dammtor direkt über die Alster führt, 30 Meter tief unter die Erde gelegt werden.

Aua! Was haben diese Hamburg-Fans in den 70er Jahre bluten müssen, als einige S-Bahnen plötzlich im Tunnel verschwanden und ganz andere Stationen anbanden? Und ehrlich: wer fährt für diese Stationen extra nach Hamburg? Da macht zum einen die Berliner Stadtbahn mehr her, und auch in Hamburg werden wohl wesentlich mehr Fans die U3 nutzen. Und zum anderen können diese Hamburg-Fans dann die Regionalbahn doch nutzen.

Ohne Nutzen

Aber jenseits der Ästhetik von Tunnelbauwerken, wird der Nutzen in Gänze in Frage gestellt. Also nicht die Frage, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt oder ob die Prioritäten stimmen, sondern der Nutzen als solches. Dies wird auch im Text noch einmal unterstrichen:

“Wir halten das Gesamtprojekt für schädlich.”

Für diese scharfe Formulierung halte ich die Argumente zu schwach. Viele Argumente betrachte ich auch nicht wirklich als Argumente:

An der Überfüllung der beiden S-Bahn-Bahnsteige am Hauptbahnhof mit ihren vier Gleisen zum Beispiel wird sich gar nichts ändern, da die heutigen Gleise 3 und 4 lediglich verlagert würden.

Das ist auf jeden Fall zutreffend. Aber es ist ja auch gar nicht das Ziel der Maßnahme. Für den Regional- und Fernverkehr sollen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden.

Gegenvorschläge: Zweite Elbquerung und Ring

Im Teaser werden zwei Gegenvorschläge gemacht:

Besser wäre eine zweite Elbquerung und eine Ring-Bahn, die den Hauptbahnhof entlastet.

Unbestritten brauchen wir auch die beiden Gegenvorschläge – es sind auch piratige Forderungen. Aber doch nicht als Entweder-Oder, sondern zusätzlich. Auch mit den zusätzlichen Gleisen zwischen Altona und Hauptbahnhof besteht immer noch das Risiko des Single-Point-of-Failures. Auch wenn ich vier Regionalbahngleise dann habe, reicht ein schräger Typ aus, der sich auf die Gleise legt.

So könnte die zweigleisige Strecke auf der Verbindungsbahn mit moderner Signaltechnik so aufgerüstet werden, dass dort problemlos die Fern- und Regionalbahn im engeren Deutschlandtakt fahren. Auch wäre der Ausbau des Dammtorbahnhofs von vier auf sechs Gleisen sinnvoll, damit die dort haltenden Regionalzüge die Strecken nicht verstopfen.

Es sind und bleiben zwei Gleise. Unbestritten ist wohl, dass man mit einigen Maßnahmen wie ETCS noch etwas mehr herausholen kann.

Klimabilanz

Auch fürs Klima sei der Bau schädlich. So werden nach Schätzung der Initiative für die insgesamt 16 Kilometer Tunnelröhre und die Bahnhöfe weit über eine Million Kubikmeter Stahlbeton verbaut und etwa 1,35 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt, was vom Klimaeffekt her erst nach 250 bis 300 Jahren Bahnverkehr ausgeglichen wäre.

Ich kenne diese konkrete Prognosen nicht. Ich kenne sie für die U5. Wenn diese genauso sind, dann sind sie für die Tonne. Vor allem darf ich dann auch nicht mehr über die zweite Elbquerung reden, wenn ich dieses Argument ernst nehme. Zugegeben: eine seriöse Rechnung wird in so einem komplexen Geflecht nur schwer möglich sein, da sich viele Effekte dann auch auf anderen Strecken wiederfinden. Andererseits muss man sich auch nichts vormachen: es braucht ohne Zweifel jede Menge Beton, allein schon für die Tübbinge.

Kosten

Eine Vorgänger-Studie schätzte 2020 die Kosten auf drei Milliarden Euro. Jung prognostiziert eine ähnliche Steigerung wie in München.

Ja, klar: das wird Milliarden kosten. Aber es sollte uns das wert sein. Jedes Bauprojekt wird erst sehr optimistisch gerechnet, dann wird es teurer. Etwas mehr Ehrlichkeit im Vorfeld wäre immer von Vorteil. Aber wenn es hilft, dann sagen wir eben 20 Mrd.? Dann lasst es uns tun. Die Frage ist immer, was das nichts tun uns kostet. Die Defizite des Nordens lösen sich ja nicht mit Fingerschnipsen.

Profitieren würden vor allem Tunnelbauunternehmen.

Es mag einige überraschen, aber bei jedem Bauvorhaben gibt es Branchen, die davon profitieren. Was sind das für Argumente?

Bauphase

Die ganze östliche Seite des Hauptbahnhofs werde vom Stadtteil St. Georg aus gar nicht mehr zugänglich sein, prophezeit Jung. „Der Hachmannplatz ist zehn Jahre dicht“.

Ein weiteres Argument, was bei mir gar nicht zieht: jede Baumaßnahme hat eben Beeinträchtigungen zu Folge. Es ist eine Frage des Geldes, wieviel man kaschieren möchte und wie die Logistik beim Bau gestaltet wird.

Fazit

Die Debatte, ob wir dieses Verkehrsprojekt brauchen oder nicht, sollten wir führen. Die Argumente, die Prellbock hier ausführen, überzeugen mich leider nicht – vor allem weil sie überspitzt und überzogen sind.

Ich erkenne zweifelsfrei einen Nutzen dieser Maßnahme, bin aber noch nicht überzeugt, ob hier Aufwand und Nutzen im Verhältnis stehen, oder ob andere Lösungen zielführender sind. Teilweise fehlt mir dazu aber auch das Wissen, was exakt hier nötig ist, damit wir ein bestimmtes Niveau dann haben, was für die nächsten Jahrzehnte ausreicht. Das macht es beispielsweise auch schwierig für Bürgerbeteiligung: du kannst eine Umfrage machen, ob mehr Züge von Hamburg in den Norden fahren sollen – oder ob eben diese durch den sogenannten Monster-Tunnel fahren sollen. Die Ergebnisse werden konträr ausfallen.

Neben der Verlegung der S-Bahn könnten aber auch zwei Regionalbahngleise in den Untergrund gelegt werden – vielleicht ist das eine günstigere Maßnahme (da dann bspw. keine Bahnhöfe festgelegt werden müssen).

Allgemein bin ich Freund von konstruktiven Vorschlägen. Also lehne das Vorhaben nicht ab, sondern stelle Anforderungen so, dass du mit dem Ergebnis besser leben kannst oder manchen Kritikpunkt zum Pluspunkt umwandeln kannst. Und Vorschläge zur Stationsgestaltung sind Willkommen, aber beispielsweise auch, wie am Dammtor die künftigen Umstiege verbessert werden können.

Das Werden einer Wohnstadt

Ein Hoch auf das Ende des Urheberrechts 70 Jahre nach dem Tod – so ist nämlich folgende Perle nun gemeinfrei:

Es zeigt, wie einige Gebiete in Hamburg (Jarrestadt, Dulsberg, …) in den 20er Jahren geplant worden sind. Und vor allem, wie sie sich von den Altbauten unterschieden. Im Fokus war damals – wie auch heute – auf einer überschaubaren Fläche möglichst viele Wohneinheiten zu schaffen. Und dabei auch Aspekte wie Licht nicht vernachlässigen. Im Buch sind viele Karten, die das Entstehen einiger Ortsteile besser erklären.

Mehr zur Historie der Jarrestadt

Kurz vor Erfindung des Stadtplanes

Ich habe das Gefühl, Hamburg steht kurz vor einer wichtigen Erfindung. Was könnte es wohl sein?

Hier in der Nähe wird eine Straße saniert. Dazu sind Sperrungen und Umleitungen nötig. Umliegende Gebiete wurden nun informiert, im Briefkasten fanden wir folgenden Zettel:

Zwei DIN-A4-Seiten voll mit Fließtext, die messerscharf genau erklären, wann wie wo an welchem Tag eine Straße oder Kreuzung nicht passierbar ist. Und das in einem Gebiet, wo die Straßennamen nicht den Hauptstraßen folgen und die Hauptstraßen alle paar Meter den Namen ändern. Wer nicht die genauen Hausnummern der Straßen im Blick hat, sollte also die Straßen mal bei Gelegenheit ablaufen.

Wenige Tage später entdecke ich an einer Bushaltestelle folgenden Zettel:

Die Verkehrsbetriebe untermauern die Umleitungen immerhin mit Bildern. Wenngleich der Text maximal unverständlich ist. Was meinen sie mit “Zurück”? Und wo finde ich eine verlegte Haltestelle? Und welchen Zweifel hegen die Verkehrsbetriebe, wenn sie “voraussichtlich” vier Tage schreiben?

Man könnte also sagen: Wir stehen in Hamburg kurz vor der bahnbrechenden Erfindung: der Stadtplan.

Im Studium bläute man mir schon im ersten Semester ein, dass ein Bild mehr sagt, als Tausend Worte. Bei einem Stadtplanausschnitt lassen sich Pfeile einzeichnen, an denen Zeiträume und Besonderheiten beschrieben sind. Und vor allem habe ich auf einem Blick, wann genau mich welcher Teil dann betrifft.

Diese Umbaumaßnahme scheint aber auch andere typische Hamburger Besonderheiten zu haben:

  • Der Landesbetrieb für Straßen fühlt sich nicht zuständig, die Busumleitungen abzuklären und mit anzukündigen. “Es wird rechtzeitig auf Änderungen im Busbetrieb hingewiesen.”
  • Ergeben sich beim Lesen der zwei Seiten Fließtext Fragen, so gibt es vorderseitig eine E-Mail-Adresse. Eine Antwort scheint es da nicht zu geben. Wozu auch?
  • Die Fahrbahndecken entsprechen nicht mehr dem heutigen Verkehrsaufkommen – die Radwege entsprechen dem auch nicht. Da passiert aber nichts.
  • Durch Straßensperrungen ist ein Abschnitt entstanden, der in Gänze zur Sackgasse wurde – ohne Warnhinweis.

Wer immer Berlin als Failed State bezeichnen mag: Hamburg steht dem in Nichts nach!

Veloroute 5 - Hamburger Hilfslosigkeit für Radverkehr

Die kostenlose Wurfzeitung “Hamburger Wochenblatt” hat in einem kurzen Artikel über den geplanten Umbau von Reese- und Hufnerstraße berichtet. Und was vielleicht wie ein großer Wurf klingen mag, fasst eigentlich die Plan- und Hilflosigkeit der rot-grün-regierten Stadt Hamburg in Bezug auf Radverkehr sehr gut zusammen:

200 Meter Protected Bike Lane und zweimal 750 Meter Radfahrstreifen sieht die fertige Planung für einen knapp 1000 Meter landen Abschnitt der Veloroute 5 vor. [..] Unter unterhalb der Eisenbrücke soll es dann einen “Kopenhagener Radweg” mit einer niedrigen Kante zwischen Auto- und Radspur geben – gegen Konflikte zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern.

Kopenhagen wäre nicht Kopenhagen, wenn es den “Kopenhagener Radweg” nur unterhalb von Eisenbahnbrücken – und es wie in Hamburg ständig Flickschusterei mit häufig wechselnden Radverkehrsführungen gäbe.

Auf dem überwiegenden Abschnitt haben wir heute einen Radweg, der in Worten von Olaf “CumEx” Scholz “mittlerweile ziemlich verformt” sei, also ganz normaler Hamburger Standard. Sprich: Verbindungen, die ich entweder versuche zu umfahren oder auch auf der KfZ-Fahrbahn passiere. Stattdessen entstehen nun Radfahrstreifen zwischen Fahrbahn und Längsparkplätzen, genau jenes Konstrukt, was in Hamburg besonders gerne zugeparkt wird.

Ein kleines besonders Detail ist die Hufnerstraßenbrücke, wo die Radinfrastruktur sogar zurückgebaut (!) wird:

In Fahrtrichtung Nord gibt es derzeit noch einen Radweg. Im Kreuzungsbereich zur Poppenhusenstraße soll ein Kreisverkehr entstehen. Nun sollen wohl Radfahrende die Fahrbahn bereits benutzen, um dann in die weitere Hufnerstraße links (also Kreisverkehr, 2. Ausfahrt) einzubiegen. Warum man aber in der Verbindung zum S-Bahnhof die bestehende Verbindung ebenso killt – ich weiß es nicht. Damit jedenfalls dieser Fehler nicht so schnell wieder behoben werden kann, wird auch passend eine Straßenlaterne installiert.

(Wozu hier eigentlich ein Kreisverkehr?)

(Und Nein, ich erwarte in Hamburg keine besseren Lösungen. Die Leute kannten dieses Flickwerk mit Rot-Grün und haben genau das wiedergewählt. Warum sollten sie nun ernsthaft Verkehrswende nun vorantreiben?)

Die vollständigen Planungsunterlagen von Nord nach Süd (jeweils auf Anlage klicken):

Kappung der Blumenau

Eine der gefährlichsten Kreuzungen in Hamburg-Eilbek ist die Kreuzung Wagnerstraße/Blumenau:

  • Wer als Fußgänger die Wagnerstraße quert, hat auf der einen Seite Geländer. Folgt er dem Geländer, hat er keine Sicht mehr. Im Grunde kann man die Wagnerstraße nur so queren, dass mann gleichzeitig die Blumenau ebenso quert – und muss dabei vier Straßen in Blick behalten.
  • Für Kfz-Verkehr gilt derzeit Tempo 50 – was insbesondere durch die Kurvenlage unangemessen ist.
  • Wer die Wagnerstraße auf der Ostseite von Süden kommend in Richtung Eilbekkanal läuft, wird in der Blumenau geführt. Die Mittelinsel mit Gehweg ist quasi nicht erreichbar.
  • Als Radfahrer ist der Abschnitt völliges Desaster: In Fahrtrichtung Nord löst sich der ohnehin unzureichend schmale Radstreifen in der Kreuzung auf. In Fahrtrichtung Süd hinter der Blumenau ist nicht ersichtlich, ob unter den parkenden Autos mal historisch ein Radweg gewesen sein könnte.

Daher meine Anregung für eine Veränderung:

  • Die Blumenau wird zur Wagnerstraße an beiden Seiten gekappt – und zwar von Osten mit einem Wendehamner und von Westen mit Übergang in die Sonnenau
  • Es gibt dann keine Kreuzung mehr für KfZ-Verkehr, der Radverkehr soll dennoch passieren können
  • in Höhe der heutigen Blumenau ein Zebrastreifen (Optional auch Fußgängerampel)
  • Tempo 30 zwischen Eilenau und Eilbeker Weg (Keine T30-Zone) – aufgrund der unübersichtlichen Straßenweise.
  • Die große Platzfläche kann je nach Präferenz entweder begrünt werden (Sitzbänke?), ansonsten auch der eine oder andere Stellplatz.

Visualisiert sieht es so aus:

Mini-Schneemänner

Auf einer Straßenbrücke hier in der Nähe wurde der Schnee genutzt, kleine putzige Mini-Schneemänner zu kreieren. Das hat etwas von StreetArt. Leider nach einem Tag schon wieder weg – aber es erfreute doch die Passanten im Vorbeigehen. Und zeigt, wie mit ganz wenigen Handgriffen Leute zum Schmunzeln und Fotografieren eingeladen werden. Auch in Corona-Zeiten.

Opferbeschuldigung bei Verkehrsunfällen (Ritterstraße)

Was stimmt mit manchen Menschen in diesem Viertel nicht, die so einen Quatsch hier an die Laternen kleben?

Da wurde vor vier Jahren eine Neunzehnjähige von einem rechtsabbiegenden LKW tödlich überrollt, weil ein LKW-Fahrer nicht aufpasste und die Vorfahrt nahm. Unsere Politik bekommt es immer noch nicht auf die Kette, Abbiege-Assistenten verbindlich vorzuschreiben. Die Stadt bekommt es ebenso nicht auf die Kette, die Radwege besser an Kreuzungen zu führen. Und nun schiebt hier jemand die Verantwortung den schwächeren Verkehrsteilnehmern zu – inklusive der Andichtung von Musik beim Fahren hören.

Sorry, wer am Steuer eines LKWs sitzt, muss sich den von ihm ausgehenden Gefahren bewusst sein. Und wer dazu nicht in der Lage ist, muss sich halt einen anderen Job suchen.

Die Fahrradspur im Sievekingdamm

In Sachen Radinfrastruktur ist Hamburg alles andere als eine Vorzeigestadt, eher das abschreckende Beispiel. Schaut man sich die Straßen kann, so bekommt man nicht gerade den Eindruck, als hätten im letzten Jahrzehnt die Grünen sechs Jahre mitregiert. Das aktuelle Beispiel der geschützten Radspur im Sievekingsdamm ist wieder ein halbgarer Ansatz – und das hilft niemand weiter.

Geschützte Radspuren (Protected Bike Lanes) erleben derzeit einen Trend. Mittels Poller werden einzelne Fahrspuren abgetrennt – der Radverkehr ist darin geschützt. Da dafür Fahrbahnen nicht umgebaut werden müssen, ist diese Maßnahme schnell und günstig realisierbar. Und das dachte sich wohl auch der rot-grüne Senat in Hamburg – und ließ im nördlichen Teil einen Abschnitt von ca. 300 Meter einrichten. Das habe ich nun einmal live angeschaut.

Wie war die Lage vorher? Es gab einen breiten Fußweg – auf dem Längsparken erlaubt war – und der Radweg führte genau dahin. Da allerdings fast alle neben dieser Spur querparkten, war die eigentliche Spur sogar für Radfahrende in der Regel befahrbar.

Ich stand also in der Kreuzung zu Saling. Ich wurde auf den Fußweg nun geführt – mit gelbmarkierten Strichen. Da fehlten – wie überall in Hamburg – ein paar Platten. Also wurden diese notdürftig aufgefüllt. Der reinste Flickenteppich:

Nach einigen Metern wird dieser Radweg recht abrupt auf die geschützte Radspur überführt:

An der Kreuzung Auf den Blöcken ist dann Schluss:

Wo soll ich als Radfahrer nun optimalerweise fahren? Soll ich

  • auf den schmalen Radweg fahen – in der Dooring-Zone der Falschparker, wo ich am Ende schon einen halb auf dem Radweg stehen sehe? Ein blaues Schild finde ich hier nicht…
  • oder soll ich auf der Fahrbahn fahren?

Man wird hier von der geschützten Radspur in den Mischverkehr auf einer Hauptstraße entlassen. Die schlechteste aller Optionen. Und damit verpufft die gesamte Idee. Unsichere Radfahrer werden diese Strecke wohl nur einmal fahren.

Wer nun aber auf die Grünen schimpft, sollte aber bitte schon auf die Wähler in Hamburg schimpfen. Dass Grüne grüne Politik in Hamburg schon lange aufgegeben haben, war vor der Wahl bekannt – und trotzdem gewannen sie an Zulauf.

Corona-Radtouren durch Hamburg

Durch die Corona-Krise gilt ja vor allem Stay-at-Home. Oder viel wichtiger: Stay-Alone. Wenn die Decke auf dem Kopf fällt, dann ist das Fahrrad ein gutes Werkzeug zum Sonne tanken, bewegen und frische Luft holen – auch das sollte dieser Tage nicht unterschätzt werden. Aber man sollte auch die Punkte meiden, wo möglichst viele Menschen unterwegs sind. Ein Gang zur Alster ist die denkbar blödeste Idee. Zubmindest bei dem Andrang da…

Also gehen meine Touren eher an den Rand der Stadt. Und trotz aller Wehwehchen mit der nun wirklich bescheuerten Fahrradinfrastruktur in Hamburg, so gibt es hier und da durchaus Perlen! Und so manche kleine Bachläufe kennengelernt

Öjendorf / Wandstal (31km)

Grob entlang der U2 zum Öjendorfer Friedhof bzw. Park und via Wandsetal zurück

  • Start am U-Bahnhof Burgstraße
  • Mit Velo-Route 8 bis Horner Rennbahn
  • Entlang U2 bis Schleemer Bach (Die Strecke ist stellenweise komplett neu gemmacht – und lässt sich gut fahren)
  • Schleemer Bach / Jenfelder Bach / Teilweise Velo-Route 14 (Der Weg an der U-Bahn endet am Schleemer Bach. Ab Da kann man dem Bach folgen. Bei der Glinder Straße teilt sich der Weg – und entlang des Jenfelder Baches fährt man östlich des Friedhofes entlang)
  • Öfendorfer Friedhof (Es gibt mehrere Straßen im Friedhof, sogar der Bus hat mehrere Haltestellen)
  • Öjendorfer Park (Vorsicht beim Imbiss im Nordosten – zu viele Leute)
  • Bruhnrögenredder (A24 queren)
  • Schleemer Bach (Auf der Barsbüttler Straße stadtauswärte hinter dem Tierfriedhof reinfahren)
  • Hohenhorstpark / Alt-Rahlstedt
  • Zum Wandsetal – und dieses komplett zurück via Pulverhofpark, Eichtalpark und Eilbekpark (Im äußeren Bereich wenig Querstraßen, innerhalb des Ringes 2 zu viele Leute)

Geestacht (82km)

An der Elbe bis Geestacht und über Bergedorf zurück

  • Start am Hauptbahnhof
  • Oberhafen-Connection (Grenzwertig viele Leute unterwegs)
  • Entenwerder
  • Kaltehofe (Sehr schöner Weg – auch sehr breit)
  • Tatenberger Schleuse / Dove-Elbe
  • ab da Entlang der Elbe (Fast komplett Straße. Es gibt freigegeben Fußweg, aber sobald Fußgänger ihn benutzen, sind die Abstände nicht mehr einhaltbar)
  • Bis Wohnmobilstellplatz Geestacht
  • B404 (Stellenweise grenzwertig zu befahren, viel Verkehr)
  • Etwas quer feld ein (u.a. Radelsweg, Speckenweg, Horster Damm – aus Ausweg zur B404)
  • Brookdeich (Angenehme Nebenstraße)
  • Grünzug entlang der Bille (Schöner Grünzug)
  • Bobberger Niederung (Ich bin dieses mal nördlich des Flugplatzes vorbei – der eigentliche Weg ist südlich)
  • Radweg entlang B5 (Teilweise sehr gut ausgebauter Weg, stellenweise nur Platten)
  • Horner Park

Wilhelmsburg / Bunthäuser Spitze (42km)

Eine Runde durch Wilhelmsburg mit dem Ziel der Bunthäuser Spitze

  • Start: Hauptbahnhof
  • Oberhafen-Connection (Grenzwertig viele Leute unterwegs)
  • Elbbrücken (ich verfluche die Enge – und hoffe, dass kein Gegenverkehr entgegenkommt)
  • Peute (Großes Industriegebiet. Außerhalb Corona wohl eine NoGo-Area wegen zu viel Schwerlastverkehr. Gehweg für Radverkehr freigegeben)
  • Verlauf der Norderelbe (der Fußweg ist freigegeben, aber da hier einige Radelnde unterwegs sind und er auch nicht die Breite hat, lieber Straße. Da die Straße nur die paar Dörfer anbindet, ist die Straße hier ok)
  • Bunthäuser Spitze mit Leuchtturm (Da, wo die Elbe sich in Norder- und Süderelbe trennt, steht ein alter, kleiner Leuchtturm. Man darf nicht über den Campingplatz rein, sondern der Weg, der beim Eingang um das Areal herum führt. Man kann auf den Leuchtturm die ca. drei Meter hochsteigen)
  • Verlauf der Süderelbe inklusive Unterquerung von A1, Eisenbahn, B75 und Alter Harburger Brücke)
  • Pollhorner Deich (Normalerweise viel Schwerlastverkehr, Corona-bedingt geht es)
  • Loop (bis zum Reiherstiegsknie)
  • Reiherstieger Hauptdeich
  • Klütjenfelder Hauptdeich
  • Veddeler Brückenstraße
  • Elbbrücken (und wieder hoffen…)

Ohlstedt (54km)

  • Start: U Wartenau
  • Fahrradstraße Uferstraße am Eilbekkanal (brechend voll, leider. Am besten meiden)
  • Stormarner Straße (als Umfahrung der Wandse)
  • ab Ring 2: Entlang der Wandse u.a. durch Eichtelpark
  • Im Bereich Zwischen den Auen Abbiegen auf Berner Au / Kupferteich
  • Ab U Oldenfelde entlang der Bahn
  • Volksdorfer Wald
  • Am Volksdorf verläuft westlich der U-Bahn der U-Bahnwanderweg bis zur Endstation
  • Ab Ohlstedt: Kleinbahn-Wanderweg bis Wohldorf
  • Wohldorfer Wald
  • Retour via Alster (u.a. Rodenbeker Quellental – hier gibt es unerwartet steiles Gefälle, Hochenbuchenpark, …) bis Außenalster

Alsterquelle (68km)

Die Alster ist in Schleswig-Holstein ein sehr unscheinbarer Rinnsal. Und erwartet nicht unbedingt etwas fließendes. Es ist eher eine stille Quelle. Mit einem Gullideckel aus Bronze, der zur Zeit unter Wasser steht.

Und so ist auch die Quelle in der Nähe von Henstedt.

  • Holperpisten im Bereich Adolph-Schönfelder-Straße und Saarlandstraße
  • Radweg Pergolenviertel (ca. 1,3km echt guter Radweg)
  • Ab Flughafen gibt es separate Wege, teils über Nebenstraßen. Sehr angenehm.
  • Langenhorner Chaussee (teilweise über Radweg neben der Straße)
  • dann entlang U1 bis Norderstadt-Mitte (häufig wechselt die Seite), weiter entlang AKN-Bahn
  • In Höhe von A Friedrichsgarbe entlang Hauptstraße (Ulzburger Straße – nicht sehr schön)
  • Via Henstedter Weg und Norderstedter Straße bis zum Ziel

Zurück:

  • Über Waldstück/Felder bis A Friedrichsgabe
  • Rantzauer Forst
  • Hartagen/Styhagen (schöne, leere Nebenstraße. Echt guter Asphalt!)
  • ab Ring 3: westlich von Niendorf ist durchgehender Grünstreifen bis Niendorfer Gehege
  • Güterumgeheungsbahn (Auch eine sehr schöne Strecke)
  • Entlang des Kanals Tarpenbek, führt zum Haynspark
  • Eppendorfer Landstraße / Klosterstern / Außenalster

Blankenese (45km).

  • zur Alster, weiter über Leinpfad
  • Durch Haynspark, da gibt es Grünzug entlang Tarpenbek/Eppendorfer Mühlenteich
  • Weiter entlang Tarpenbek und Kollau – hier gibt es etliche Kilometer durchgehender Weg ohne Kreuzungen (sehr parallel zur Güterumgehungsbahn). Sehr schön.
  • Nach Querung der Autobahn ist die Ausschilderung irritierend (Einer der Wegweiser zeigt auf ein Freibad – wo man nicht weiter kommt. Ich nahm die Ausschilderung Richtung Stellingen
  • Entlang Düngelau bis S Stellingen
  • Quer durch Altonaer Volkspark
  • Am Desy vorbei, Blomkamp ist angenehme Nebenstraße
  • Via Simrockstraße und Elbchaussee bis hinter zum Strandweg
  • Von da Retour entlang der Elbe via Övelgönne, St. Pauli Fischmarkt

Fazit

Bei allen Touren habe ich die Erfahrung gemacht: je weiter draußen man ist, um so weniger Leute sind unterwegs – und es fährt sich alleine schon deshalb entspannter. Vor allem werden die Abstände da auch eher eingehalten.

Ich habe viele entfernte Parks und Grünanlagen kennengelernt, von denen ich bisher kaum Kenntnis hatte. Es gibt viele kleine Rinnsale, an denen man radeln kann. Viele nimmt man gar nicht wahr – und oftmals sind diese Grünanlagen auch ganz gut miteinander verbunden. Man muss sie nur finden. Und viele der Wege habe ich beschrieben.